Frauen unter 60 Jahren: Keine Angst vor einer HRT

Portrait Anke Sinnigen

Die Washington Post berichtet ausführlich über eine neue Analyse der WHI-Studie und stellt fest, dass der Abbruch der Studie 2002 und die Warnungen vor der Hormonersatztherapie (HRT) übertrieben waren. Damals hatten die Daten darauf hingedeutet, dass die Frauen, die eine HRT anwendeten, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, Lungenembolien und Brustkrebs hatten. Die neue Auswertung, die im renommierten Magazin JAMA veröffentlicht wurde, zeigt nun, dass bei Frauen unter 60 Jahren die Vorteile bei der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen gegenüber den Risiken überwiegen.

„Frauen in den frühen Wechseljahren mit Beschwerden sollten sich nicht scheuen, eine Hormonersatztherapie zu machen, um diese zu behandeln, und Ärzte sollten sich nicht scheuen, sie zu verschreiben“, sagte JoAnn Manson, Leiterin der Abteilung für Präventivmedizin am Brigham and Women’s Hospital und Erstautorin der Studie.

Daten der WHI-Studie verzerrt?

An der WHI-Studie nahmen Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren teil, die genannten Risiken traten vor allem bei den älteren Frauen auf. Bei diesen war die Menopause schon einige Jahre her, und in den meisten Fällen hätten sie eine HRT zur Behandlung ihrer Symptome nicht mehr benötigt. Heute nimmt man an, dass die Ergebnisse der Studie verzerrt waren, weil eine größere Zahl älterer Frauen bei der Studie dabei waren.

Die langfristige Nachbeobachtung der Frauen in der WHI-Studie zeigt, dass die HRT eine relativ sichere Option für die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden bei Frauen unter 60 Jahren ist. Eine Empfehlung für die Langzeitbehandlung zur Vorbeugung von Herzinfarkt, Demenz oder anderen chronischen Erkrankungen geben die Autor:innen allerdings nach wie vor nicht. Die Empfehlungen zur Anwendung einer HRT sind darüber hinaus nur auf bis zu 5 Jahre begrenzt – dazu muss man wissen, dass die Studie nach 5 Jahren abgebrochen wurde, also aus dieser Studie keine Daten für einen längere Anwendung vorliegen. (In der aktuellen Leitlinie für die Peri- und Postmenopause findet sich die zeitliche Begrenzung nicht mehr).

Die wichtigsten Ergebnisse der neuen Auswertung im Überblick:

  • Eine Hormonersatztherapie erhöhte die Sterblichkeitsrate in keiner Altersgruppe.
  • Es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen HRT-Anwenderinnen und Frauen, die keine Hormone anwendeten. Je jünger die Frauen, desto geringer war das Risiko insgesamt.
  • Das Schlaganfallrisiko bei jungen Teilnehmerinnen war relativ gering – es gab weniger als einen zusätzlichen Fall pro 1.000 Frauen, die eine Östrogen-Gestagen-Therapie anwendeten, und kein übermäßiges Risiko bei Östrogen allein.
  • Die verschiedenen Formen der Hormonersatztherapie (Kombination Östrogen und Gestagen sowie Östrogen Monotherapie) hatten entgegengesetzte Auswirkungen auf das Brustkrebsrisiko. Bei den Frauen, die nur Östrogen einnahmen (was nur für Frauen nach einer Gebärmutterentfernung in Frage kommt), sank das Brustkrebsrisiko während des Beobachtungszeitraums um 20 Prozent. Das Brustkrebsrisiko stieg bei längerer Einnahme von kombinierten Hormonpräparaten, die Östrogen und Gestagen enthalten. Das Risiko, an Gebärmutterkrebs zu erkranken, verringerte sich dagegen durch eine Kombinationstherapie von Östrogen und Progesteron.

Dazu JoAnn Manson: „Wenn man das Risiko in die richtige Perspektive rückt, entspricht es dem erhöhten Brustkrebsrisiko, das mit dem Konsum von ein bis zwei alkoholischen Getränken pro Tag verbunden ist. Das absolute Risiko ist gering, und bei allen Entscheidungen muss man Kompromisse eingehen. Es ist wichtig, dass die Frauen die Informationen haben, die sie brauchen, um mitentscheiden zu können, und dass sie auch Entscheidungen über die Dauer der Behandlung treffen können.“

Die Autor:innen weisen darauf hin, das die heute erhältlichen Hormonpräparate (wie Estradiol und Progesteron) niedrigere Dosierungen umfassen sowie transdermale Verabreichungsformen, die möglicherweise ein geringeres Risiko für thrombotische Ereignisse aufweisen.

  • Das Risiko von Knochenbrüchen (Osteoporose) war bei den HRT-Anwenderinnen im Vergleich zu Placebo in allen Altersgruppen um 33 Prozent geringer.

Die neue Analyse zeigt demnach, dass jüngere Frauen, die in die Wechseljahre kommen und unter den Beschwerden leiden, eine HRT mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von unerwünschten Nebenwirkungen anwenden können.

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