Hormonersatztherapie – Fluch oder Segen bei Demenz?

Portrait Anke Sinnigen

Es gibt immer wieder Schlagzeilen, dass die Hormonersatztherapie (HRT) vor Demenz schützt oder im Gegenteil zu Demenz führt. erst vor ein paar Monaten sorgte eine dänische Studie für Unruhe, nach der eine HRT mit einem  leicht erhöhten Risiko für die Erkrankung an einer Alzheimer-Demenz einhergeht. Kritisiert wurde an der Beobachtungsstudie, dass weitere Faktoren für die Entwicklung einer Demenz nicht berücksichtigt und auch die verwendeten Gestagene nicht unterschieden wurden.

Die Neurowissenschaftlerin Dr. Lisa Mosconi (Autorin von „Das weibliche Gehirn„) hat jetzt in einer Meta-Analyse die Daten von mehr als 6 Millionen Frauen weltweit analysiert und kommt zu folgenden Ergebnissen:

  • Das Zeitfenster für den Start einer Hormonersatztherapie ist wichtig: Der größte Nutzen hinsichtlich der Entwicklung einer Demenz konnte gezeigt werden, wenn die HRT in der Lebensmitte mit der Behandlung der Symptome der Wechseljahre gestartet wurde.
  • Hormone können schützen. Eine reine Östrogentherapie zeigt positive Ergebnisse. Dagegen waren die einer kombinierten Östrogen-Gestagen-Therapie gemischt. (Eine reine Östrogen-Therapie kommt nur für Frauen ohne Gebärmutter in Frage, da die Gebärmutterschleimhaut durch die Gabe eines Gestagens (Progesteron) vor übermäßigem Wachstum geschützt werden muss).

Wenn die Hormonersatztherapie in den ersten 10 Jahren nach der Menopause begonnen wird, führt eine Östrogentherapie zu einer signifikanten Verringerung des Demenzrisikos um 32 Prozent. Eine kombinierte  Hormonersatztherapie mit einem Östrogen und einem Gestagen führt immer noch zu einer 23%igen Verringerung des Demenzrisikos. Hier gab es aber größere Unterschiede in den analysierten Daten.

Wird eine Hormonersatztherapie mehr als 10 Jahre nach der Menopause begonnen, konnte eine reine Östrogentherapie neutrale Auswirkungen auf die Entwicklung einer Demenz zeigen. Die kombinierte Therapie war dagegen mit einer geringen, aber nicht signifikanten Risikoerhöhung verbunden. Die Risikoerhöhung lässt sich dabei weitgehend auf den Einsatz synthetischer Gestagene zurückführen.

Hormonersatztherapie und Demenz – mehr Forschungen notwendig

Bei der Auswertung der Daten muss berücksichtigt werden, dass bei den Gestagenen nicht zwischen synthetischen Gestagenen und mikronisiertem, bioidentischen Progesteron unterschieden wird. Auch sind viele Studien Beobachtungsstudien und haben kein randomisiertes, placebo-kontrolliertes Studiendesign. Deshalb ist es um so wichtiger, dass weitere Forschungen stattfinden, damit Frauen gezielte Empfehlungen erhalten können.

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