Neue Potentiale für Frauengesundheit durch künstliche Intelligenz

Portrait Anke Sinnigen

Künstliche Intelligenz ist schon lange in deinen Alltag eingezogen. Dafür brauchst du nicht mal Chat GPT. Auch Spachassistent:innen arbeiten mit KI, ebenso Übersetzungstools wie deepl und wenn du Google Maps nach einer Route fragst, findet eine KI den besten Weg. Aber KI wird auch in der Medizin eingesetzt und hat das Potential, die Gesundheit von Frauen zu verbessern.

Künstliche Intelligenz spielt bisher vor allem in der Diagnostik eine wichtige Rolle. So gibt es bereits in der Mammographie KI-gesteuerte Befundungsprogramme, mit denen beispielsweise die Berechnung der Wahrscheinlichkeit von bösartigen Tumoren vereinfacht und die Falsch-Positiv-Rate verringert werden kann.

Bei der Diagnostik von Eierstocktumoren kann KI ebenfalls unterstützen: Diese Tumoren sind zum Glück meist gutartig, aber das zu erkennen, gelingt oft nur erfahrenen Ärzt:innen. KI bietet hier die Möglichkeit, operative Eingriffe zu vermeiden.

Auch im Bereich der Bildanalyse von PAP-Abstrichen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs soll KI bereits erfolgversprechend eingesetzt werden.

Mehr Zeit für Patient:innen?

Die Idee hinter dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist, dass über die Analyse von riesigen Datensätzen umfassende Schlussfolgerungen gezogen werden können, zu denen viele Ärzt:nnen nicht in der Lage sind. Entweder weil sie keine Zeit haben, keine Expert:innen auf einem speziellen (Teil-)Gebiet sind oder weil sie gar nicht alles wissen können: Denn das Wissen in der Medizin verdoppelt sich etwa alle 73 Tage! Ein weiterer positiver Effekt durch die Nutzung von KI könnte sein, dass Ärzt:innen mehr Zeit für ihre Patient:innen haben.

Auf der Expert:innen Lounge Frauengesundheit Vol. 2.0 von MW Office habe ich letzte Woche Maria-Liisa Bruckert, Gründerin von iqonic.ai, kennengelernt. Sie entwickelt KI-Lösungen und hat ein Beispiel vorgestellt, wie individualisierte Hautpflege künftig aussehen kann. Wenn wir in der Gesichtspflege bisher Kriterien wie trockene oder fettige Haut kennen, kann es mittels KI sehr viel individuellere Lösungen geben, die weit über die herkömmlichen Pflege-Empfehlungen hinausgehen. So könnte eine Art „Smart Spiegel“ anhand eines Fotos innerhalb weniger Sekunden erkennen, was deine Haut heute braucht. Ebenso ließen sich individuelle Mixturen für eine Creme, Lotion oder Serum anfertigen, wenn Daten über den individuellen Hauttyp gesammelt wurden. Die klassische Hautpflege, wie wir sie heute kennen, wäre damit womöglich Vergangenheit.

Individuellere Lösungen durch KI

Gerade bei Frauen sehe ich dafür ein großes Potential: du hast sicherlich auch schon bemerkt, dass deine Haut nicht nur im Sommer oder Winter, sondern auch bei Stress und je nach Zyklusphase unterschiedliche Anforderungen an die Pflege stellt. Diese Kriterien lassen sich mittels KI ganz individuell berücksichtigen – auch für die Hautpflege in den Wechseljahren, wo aufgrund des Östrogenmangels die Haut oft trockener wird oder wieder vermehrt Pickel auftreten können. Ich finde das Konzept sehr spannend!

Gute KI-Lösungen, die im Alltag ihren Einsatz finden, müssen vor allen Dingen einfach nutzbar sein. Wenn KI zu aufwendig ist, kommt sie nicht zum Einsatz, auch darauf wies Maria-Liisa Bruckert hin. Um künstliche Intelligenz für Frauen (-Gesundheit) nutzen zu können, muss sie mit vielen, richtigen (!) Daten gefüttert werden. Wie wir ja aus der Arzneimittelforschung wissen, wurden Frauen aus klinischen Studien lange Zeit ausgeschlossen, weil ihre hormonelle Situation Forschungen verkompliziert (und teurer macht). Auch wenn die Auflagen mittlerweile zum Glück geändert wurden, ist die Datenlage in diesem Bereich nach wie vor dünn. Aber zum Glück gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Startups und Initiativen, die sich Frauengesundheit auf die Fahnen geschrieben haben und hier mittels künstlicher Intelligenz neue innovative Angebote schaffen.

Vier Beispiele für künstliche Intelligenz in der Frauengesundheit

  • Das Startup Thebluebox hat einen Urintest entwickelt, bei dem eine KI Biomarker erkennen sollen, sie bei Brustkrebs häufig vorkommen. Der Test soll 2025 in Europa gelauncht werden.
  • Das Startup Niramai hat ein Tool entwickelt, das durch Wärmebildaufnahmen Brustkrebs bereits im frühen Stadium erkennen soll – bevor spürbare Knoten vorhanden sind. Die mobile bildgebende Methode ist strahlungsfrei, berührungslos und nicht schmerzhaft, und in Indien bereits im Einsatz. Durch die Ergänzung mit KI soll sie anderen Wärmebildaufnahmen – die allerdings sehr umstritten sind – weit überlegen sein, Ob diese Methode tatsächlich mit der Genauigkeit einer Mammographie mithalten oder diese ergänzen kann, ist allerdings fraglich bzw. wird zurzeit u.a. auch in einigen europäischen Ländern geprüft. Eine Empfehlung in den medizinischen Leitlinien gibt es bisher nicht.
  • Um Gebärmutterhalskrebs bei Frauen in Entwicklungsländern frühzeitig zu erkennen, wurde ebenfalls eine künstliche Intelligenz trainiert. Diese kann anhand eines Fotos des Gebärmutterhalses, das in eine Handy-App geladen wird, Veränderungen frühzeitig erkennen, indem ein KI-Algorithmus dieses Foto mit Hunderttausenden anderen Bildern vergleicht. Diese Methode ist besonders geeignet, wenn nur wenig medizinisches Personal vorhanden ist.
  • Das smarte Armband Thermaband misst nicht nur Blutdruck und Herzschlag, sondern auch die Körpertemperatur. Bei Hitzewallungen soll es dann automatisch die Haut am Handgelenk kühlen, was wiederum die Wahrnehmung des gesamten Temperaturgefühls verbessern soll.

Kennst du weitere Startups, die künstliche Intelligenz nutzen, um die Gesundheit von Frauen zu verbessern? Dann schreib mir gern!

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