Neue Studie: Mit Hormonen länger und gesünder leben?

Portrait Anke Sinnigen

In einer US-Studie wurden die Daten von 10 Millionen (!) Frauen analysiert, um den Einsatz der Hormonersatztherapie (HRT) bei Frauen 65+ und die gesundheitlichen Auswirkungen zu untersuchen. Die Daten zeigen, dass eine Östrogen-Monotherapie deutliche Vorteile für die Gesundheit mit sich bringt gegenüber Frauen, die keine Hormone anwenden. (Wichtig: die alleinige Anwendung von Östrogen kommt nur für Frauen in Frage, die keine Gebärmutter mehr haben). Diese Frauen hatten ein signifikant verringertes Sterblichkeitsrisiko, aber auch für Brustkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz. Der Einsatz einer Kombination aus Östrogen und Gestagen zeigte eine leichte Erhöhung des Brustkrebsrisikos, verringerte aber auch das Risiko bei Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs sowie für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wichtig: Jede HRT war mit einem geringeren Sterblichkeitsrisiko verbunden als die Nichtanwendung von Hormonen.

Komplexe Studiendaten

Für die Studie wurden sehr viele Daten zusammengetragen und auch nach Applikationsformen unterschieden. So zeigt die Auswertung, dass eine transdermale oder vaginale Anwendung des Östrogens das Risiko einer oralen Kombinationstherapie weiter reduziert. Verwunderlich war allerdings, dass in dieser Analyse das synthetische Gestagen dem bioidentischen Progesteron leicht überlegen war. Der genauere Blick in die Daten zeigt, dass nur etwa 11 Prozent der 10 Millionen Frauen eine HRT erhielten und die Anwenderinnen im Laufe der Zeit immer weniger wurden (5,5%). Viele wechselten auch von einer oralen Einnahme auf eine vaginale. Insgesamt war der Anteil der Frauen, die 17-ß-Östradiol und Progesteron erhielten, sehr gering. Aus anderen Studien weiß man, dass Östradiol und mikronisiertes Progesteron das Risiko für Brustkrebs bei einer Einnahme bis zu 5 Jahre nicht erhöht, und danach nur geringfügig. Generell hat eine Analyse von Krankenkassendaten eine viel geringere Aussagekraft als „doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte“ Studien. Diese können keine Kausalität, aber einen Zusammenhang aufzeigen – wie, dass Frauen, die Hormone nehmen, generell gesünder und länger leben. Welche weiteren Gründe dafür gesorgt haben können, wird bei diesen Auswertungen nicht erfasst.

Studie Hormone: Wie sicher ist mikronisiertes Progesteron?

Ich habe über die neue Studie mit der Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Dr. Judith Bildau gesprochen. SIe sagt: „Die neue Studie zeigt das, was wir schon lange vermuten, wofür bislang aber die entscheidenden Zahlen gefehlt haben: Eine Hormonersatztherapie ist auch über 65 Jahre sicher und effektiv. Vor allem hat sie einen präventiven Nutzen vor Erkrankungen, die durch einen langjährigen Hormonmangel bedingt sind. Hier sind insbesondere Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu nennen. Bei vielen Frauen hat die Aussage der Studie, dass mikronisiertes Progesteron stärker das Risiko für Brustkrebs erhöht als synthetisches Gestagen, für große Verunsicherung gesorgt. Hier ist ganz eindeutig zu sagen, dass das sehr vielen bereits vorliegenden und sehr guten Studien widerspricht, die wir bereits haben. Ein Grund dafür ist vermutlich eine statistische Verzerrung. Mikronisiertes Progesteron ist ein guter und sicherer Baustein einer HRT. Als Gesamtresumee gilt: Egal, welche Form der Hormonersatztherapie- die Gesamtmortalität sinkt. Dabei ist vor allem hervorzuheben, dass die Frauen nicht nur älter werden, sondern das auch noch gesünder.“

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