Wie wirken Hormone auf andere Medikamente?

Portrait Anke Sinnigen

Welchen Einfluss haben Hormone auf die Wirkung anderer Medikamente? Tatsächlich spielen der Body Mass Index und das Verhältnis von Körperwasser und Körperfett eine viel größere Rolle bei der Frage, wie dein Körper Medikamente verstoffwechselt und Wirkstoffe verfügbar gemacht werden können.

Etwa jede achte Frau in den Wechseljahren erhält ein Arzneimittel gegen Depressionen

Je älter wir werden, desto mehr Medikamente nehmen wir ein. Frauen in den Wechseljahren erhalten vor allem Schilddrüsentherapeutika, Hormonpräparate, Antidepressiva, Schmerz- und Migränemittel. Auf der Jahrestagung der Deutschen Menopause Gesellschaft stellte Prof. Dr. Julia Stingl von der RWTH Aachen ihre Auswertungen vor, wie Hormone die Wirkung von Arzneimitteln im Körper beeinflussen – sei es durch das Absinken des Hormonspiegels in den Wechseljahren oder die externe Gabe im Rahmen einer Hormonersatztherapie.

Die Anwort: Tatsächlich ist der Einfluss gering. Eine sehr viel größere Rolle spielen dagegen der Body Mass Index und das Verhältnis von Körperwasser und Körperfett. Auch die Bewegung hat einen großen Einfluss auf die Freisetzung von Wirkstoffen im Körper. Da aber 44 Prozent der menopausalen Frauen übergewichtig sind, der Körperfettanteil im Alter ansteigt und die Unterschiede im Lifestyle (beispielsweise beim Alkoholkonsum) zwischen Männern und Frauen kleiner werden (Gesundheitsreport 2020 des Robert-Koch-Instituts), haben diese Faktoren einen größeren Einfluss auf die Wirkung von Arzneimitteln als der Hormonstatus.

Interessant fanden wir auch, dass an dritter Stelle der Folgen von Nebenwirkungen durch Einnahme von Arzneimitteln bei Frauen nach der Menopause Stürze genannt wurden. Und, wenn man sich die Daten genauer anguckt, dann erhöhen die folgenden Faktoren das Risiko für einen Sturz:

  • Psychopharmaka,
  • ein höheres Alter und
  • weibliches Geschlecht

Frauen in der Postmenopause sind demnach – gerade vor dem Hintergrund der häufigeren Einnahme von Psychopharmaka – besonders gefährdet, zu stürzen. Und das bei ihrem ohnehin höheren Risiko für Knochenbrüche aufgrund von Osteoporose, die ja oft aufgrund des Östrogenmangels entsteht. Wie ihr vielleicht wisst, können Stürze schwerwiegende Folgen und einen großen Einfluss auf die Lebensqualität im Alter haben.

Was kannst du selbst für eine gute Wirkung von Medikamenten tun?

Das sind vor allem Informationen für deine Ärzt:in, die Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten bei ihrer Verordnung berücksichtigen sollte. Aber was kannst du selbst tun? Wichtig ist, dass du eine Ärzt:in informierst, welche Medikamente du zu dir nimmst, um unerwünschte Neben- oder Wechselwirkungen zu verringern. Zudem solltest du auf ausreichend Bewegung und dein Gewicht achten, denn damit kannst du selbst deine Risiken für Nebenwirkungen verringern und für eine bessere Verfügbarkeit von Wirkstoffen in deinem Körper sorgen.

Tipp: Am besten fotografierst du die Packungen (mit dem Wirkstoff/Dosierung) mit deinem Handy vor einem Arzttermin oder du legst eine Liste mit deinen Medikamenten in deiner elektronischen Patientenakte ab. So hast du sie immer griffbereit.

Ab 2022 werden Frauen in Arzneimittel-Studien besser berücksichtigt

Und noch eine gute Nachricht:  Ab 31. Januar 2022 gibt es europaweit eine neue Verordnung für die Entwicklung von Arzneimitteln. Diese müssen dann in der Studienphase mit den gleichen Zielgruppen untersucht werden, für die die Medikamente zugelassen werden. Bislang sind Frauen – insbesondere in den frühen Studienphasen – leider meist noch unterrepräsentiert.

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