Wenn sich Frauen in den Wechseljahren dafür entscheiden, eine Hormonersatztherapie (HRT) zu beginnen, haben sie selbstverständlich die Hoffnung, dass belastende Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und vaginale Trockenheit der Vergangenheit angehören. Doch was, wenn die ersehnte Erleichterung ausbleibt? Was, wenn die Beschwerden weiter bestehen? Dann ist die Enttäuschung oft groß und viele Frauen fühlen sich hilflos. Aber: Das passiert erstens gar nicht so selten und zweitens bedeutet das noch lange nicht, dass die Entscheidung für eine HRT die falsche war! Denn so individuell wie jede Frau, so individuell muss auch ihre Therapie eingestellt und schließlich feinjustiert werden, damit sie den gewünschten Effekt hat.
Schauen wir uns einmal genauer an, warum eine Hormonersatztherapie manchmal nicht sofort hilft, woran das liegen kann – und vor allem: was du tun kannst, wenn du das Gefühl hast, dass deine Therapie nicht (mehr) zu dir passt. Denn eines ist sicher: Du musst dich nicht mit einem „Na ja“-Gefühl zufriedengeben.
Jeder Körper nimmt die HRT anders auf!
Das bioidentische Estradiol wird mittlerweile meist über die Haut, also transdermal, substituiert. Dies geschieht in Form eines Gels, eines Sprays oder eines Pflasters. Was viele nicht wissen: Jede Haut nimmt das Estradiol ganz unterschiedlich auf! Manchen Frauen reicht zum Beispiel ein Hub des Gels, andere dagegen benötigen drei Hub. Hier gilt: Es darf einfach ein bisschen ausprobiert werden! Es gibt aber auch immer die Möglichkeit, einmal mittels Bluttest zu schauen, wie viel des Estradiols tatsächlich im Körper ankommt – und dann die Dosierung dementsprechend anzupassen. Und noch etwas: Einige Frauen resorbieren das Estradiol leichter in Gelform, andere als Spray oder Pflaster. Und gar nicht so wenige Frauen nehmen Estradiol nicht in ausreichendem Maß über die Haut auf. Dann kann eine orale Einnahme die Lösung sein.
HRT – Die Körperstelle macht’s!
Viele Frauen schmieren das Estradiolgel auf eine Stelle, an der die Haut sehr dünn ist, zum Beispiel auf die Innenseite des Unterarms, und nicht wenige reagieren darauf mit einem Wärmegefühl im Gesicht, einem schnelleren Herzschlag und innerer Unruhe. Das ist aus medizinischer Sicht in der Regel kein Problem, kann sich aber unangenehm anfühlen. Hier kann es hilfreich sein, eine Körperstelle zu wählen, wo mehr Unterhautfettgewebe vorhanden ist: Zum Beispiel am Bauch oder an der Innenseite der Oberschenkel. Das Fettgewebe wirkt nämlich wie eine Art Depot und sorgt dafür, dass das Estradiol gespeichert und zeitversetzt abgegeben wird, was wiederum für einige Frauen sinnvoll sein kann. Eine Alternative kann außerdem der Wechsel von einem Gel oder Spray auf ein Pflaster sein, welches das Hormon nach und nach freisetzt.
Vaginal oder oral – ein großer Unterschied!
Frauen, deren Gebärmutter nicht entfernt wurde, erhalten im Rahmen einer HRT zusätzlich zum Estradiol das mikronisierte Progesteron. Dieses wird meist oral verwendet. Die orale Einnahme sorgt zwar einerseits über den zerebralen GABA-Effekt direkt schlaffördernd, kann aber auch Schwindel und Kopfschmerzen verursachen, weswegen viele Frauen das Progesteron am liebsten ganz weglassen würden. Das ist aber keine Option, denn das Progesteron schützt die Gebärmutterschleimhaut vor dem stimulierenden Effekt des Östrogens. Was also tun? Den Applikationsort wechseln! Die gängigen Arzneimittel (z.B. Famenita, Utrogest, Utrogestan, Progestan etc.) können nämlich sowohl oral als auch vaginal verwendet werden. Bei der vaginalen Substitution ist zwar der direkte schlaffördernde Effekt in dieser Form nicht gegeben, sie wird aber häufig besser vertragen. Wenn mikronisiertes Progesteron gar nicht vertragen wird, kann auch auf das, von der Struktur her sehr ähnliche, Dydrogesteron (Duphaston) gewechselt werden.
Es müssen nicht ausschließlich bioidentische Hormone sein!
Mittlerweile bevorzugen die meisten Frauen eine rein bioidentische HRT. Hierbei gibt es allerdings zwei Dinge zu bedenken: Erstens hat diese Art der HRT keinen verhütenden Effekt und zweitens muss die Dosierung auf Grund der schwankenden Hormonspiegel in der Perimenopause immer wieder (manchmal auch täglich) angepasst werden, was nicht nur anstrengend sein, sondern manchmal auch die Symptome nicht ausreichend lindern kann. Hier kann es sinnvoll sein, (zumindest zeitweise) das Progesteron gegen ein synthetisches Gestagen auszutauschen.
Hast du Probleme in der Anwendung der Hormonersatztherapie? Dr. Judith Bildau und Dr. Nina Bock sind Expertinnen für die Wechseljahre und beraten dich gern in unserer Sprechstunde!