In Deutschlandradio Kultur gab es Anfang Mai einen Beitrag über die Kritik an Meno-Influencerinnen. Tenor war, dass sie Druck auf Frauen in den Wechseljahren ausüben, dem wir uns doch eigentlich jetzt – im fortgeschrittenen Alter – entziehen könnten. Ich habe dazu viele ausführliche Rückmeldungen von Newsletter-Abonnentinnen erhalten, die ich hier gerne teile:
Die HRT und vor allem das Testosteron waren der Game Changer
Nach 3 Jahren Postmenopause, habe ich durch die Aufklärung in Social Media meinen Gynäkologen gewechselt, mit der HRT angefangen und mich ausgiebig mit Nahrungsergänzungsmitteln beschäftigt. Ich bin noch keine 50, aber endlich wieder mitten im Leben, mit Ups and Downs – aber ich bin aktiv und selbstbestimmt. Die HRT und vor allem das Testosteron waren der Game Changer. Ich habe einen neuen anspruchsvollen Job, fühle mich freier und unabhängiger. Nicht jeden Tag, habe auch meine Themen. Aber ohne HRT … nicht auszudenken. Das hat nichts mit Lifestyle zu tun, sondern mit Lebensqualität für mich und meine Familie. (Anette)
Wir sind keine alten Schachteln
Der Ausdruck im Radiobeitrag, wir sind eh alte Schachteln, hat mich total getriggert. Ich kann für meinen Teil sagen, dass ich mich mit 55 nicht als alte Schachtel empfinde und mit meinen Maßnahmen in Bezug auf die Wechseljahre dazu beitragen will, dass ich mental und körperlich so fit wie möglich bleibe. Und natürlich möchte ich auch äußerlich einen positiven Effekt kreieren. Warum soll ich mich denn jetzt hängen lassen und mich dem Schicksal ergeben? Frauen sind ab einem gewissen Alter weder hässlich, unattraktiv, uninteressant, unbeweglich oder eben alte Schachteln. Ich freue mich sehr, dass ich in der glücklichen Lage bin, etwas für meinen Körper tun zu können. (Ulla)
Ich prüfe die Sinnhaftigkeit
Mir geht es darum, gesund alt zu werden. Natürlich muss ich mich um Informationen selbst kümmern und mir mein eigenes Bild machen. Viele in den sozialen Medien wollen natürlich Produkte verkaufen. Ich lese es, prüfe für mich die Sinnhaftigkeit. Aber ich muss sie ja nicht kaufen. Der Meno-Campus von dir mir sehr geholfen! (Katja)
Ohne HRT hätte ich keine Freude mehr
Ich verspüre keinen gesellschaftlichen Druck in den Wechseljahren, fit, leistungsfähig und mental positiv zu bleiben. Ich bin 54 Jahre und mitten drin in der Umstellungszeit. Nach dem Wegbleiben des Zyklus hab ich unmittelbar die Auswirkungen des fehlenden Östrogens zu spüren bekommen. Dank eurer Aufklärung, wusste ich sofort was los war und habe auch – Gott sei Dank – eine kompetente Frauenärztin, die mich gut berät und entsprechend der Symptome gut versorgt. Ohne die HRT würde ich momentan weder Sport machen können (ätzende Muskel- und Gelenkschmerzen), ausgeschlafen sein, mental halbwegs stabil (statt Heulsuse und Bissgurke im Wechsel), zuhören können (… was hat er/sie grad gesagt?) … ich könnte definitiv meinen Job nicht ausüben (lang-ärmlige Baustellen-Sachen+Helm+Sicherheitsbrille+Sicherheitsschuhe mit dicken Socken und Handschuhen …. und das dann mit einer fetten Hitzewallung auf der Baustelle – unmöglich!!) … und mit den anderen „kleinen“ Symptomen… nein, ich hätte keine Freude mehr!!! (Anja)
Ich hätte so viel verpasst, was das Thema Wechseljahre anbelangt
Natürlich habe ich schon auch manchmal das Gefühl, Medien wie Instagram schießen sich auf das Thema Wechseljahre ein und sehen einen großen Markt, ihre Produkte geschickt an die Frau zu bringen. Aber es gibt zum Glück auch die mega wertvollen Kanäle, die uns einfach aufklären. Ich hätte so viel verpasst, was das Thema Wechseljahre anbelangt, dass ich echt dankbar bin, hier gute Infos zu bekommen. Aber wir sind Frauen mit Herz und Verstand und dürfen prüfen, was uns entspricht. Auch wenn ich meine Freundinnen so höre, geht es keiner mehr um das Thema ewig jung sein und sich Druck zu machen. Tatsächlich geht es primär darum, gesund alt zu werden, nach jahrzehntelanger stressiger Kindererziehung die Balance zu sich selbst zu finden und endlich gut für sich zu sorgen, nicht nur immer um die anderen. (Heike)
Ich sehe das als Riesenchance, so gesund wie möglich ins Alter zu starten!
Ich möchte keine Osteoporose wie meine Mutter, ich möchte nicht wieder inkontinent werden, ich möchte keine Scheidentrockenheit und keine tränenden Augen … ich sehe das als Riesenchance so gesund wie möglich ins Alter zu starten! Ich bin keine verrückte alte Schachtel, die man nicht mehr ernst nimmt … Ich will noch mindestens 10 Jahre auf Rockkonzerte gehen können und dabei auch stehen können. (Marion)
Ich muss jetzt nicht mehr jede Nacht 2-3mal zur Toilette
Ich habe erst vergangenes Jahr von der Hormonersatztherapie gehört und noch damit angefangen, obwohl ich aus dem “Goldenen Fenster” raus bin. Aber ich habe mich darüber informiert, da ich gesund bin nehme ich jetzt transdermal Hormone ein und Progesteron zum Schlafen. Ich musste sonst jede Nacht 2-3mal zur Toilette, jetzt nicht mehr. Das ist für mich mit meiner Inkontinenz sehr belastend gewesen. Das habe ich den vielen Informationen auf Instagram zu verdanken und auch der Arztsuche. (Dagi)
Ich möchte körperlich vital alt werden und nicht ewig jung aussehen.
Ich empfinde es als Freiheit, gesund zu Altern. Ich fühle mich nicht unter Druck gesetzt, forever knackig und faltenfrei zu sein. Ich war schon immer schlank und sportlich, durch meinen jahrelangen Sport finde ich mich mit fast 60 fast noch so ,,gut“ wie mit 30. Ich nehme auch seit 1,5 Jahren Hormone. Ich hatte fast alle Symptome der Wechseljahre und habe mich lange gequält. Zum Glück hat mein Mann mir das Buch ,,Women on Fire“ geschenkt. Ich bin ihm sehr dankbar dafür und habe mich entschlossen, doch Hormone zunehmen. Nun geht es mir wieder gut, und auch meine grau werdenden Haare färbe ich nicht mehr. Ich möchte körperlich vital alt werden und nicht ewig jung aussehen. (Christiane)
Ich habe mehrfach die Ärzte gewechselt, weil es so gut wie keine Aufklärung gab
Ohne Podcasts, Newsletter und Social Media hätte ich gar nicht gewusst, wer mir meine Fragen alle beantwortet hätte: Wieso schmerzen meine Gelenken an Armen und Füßen? Wieso fallen mir manchmal Wörter nicht ein? Wieso bin ich so schlapp? Wieso nehme ich stetig an Gewicht zu? Wieso bin ich manchmal depressiv? Und, und, und…
Ich habe mehrfach die Ärzte gewechselt, weil es so gut wie keine Aufklärung gab. Eine Ärztin gab mir zu meinem Libidoverlust den Rat “Sie haben doch alles: Sie sehen gut aus, haben einen guten Job, eine Familie. Machen Sie “es” Ihrem Mann zuliebe. Machen Sie eine Therapie.” Das ging für mich gar nicht! Bei meiner neuen Ärztin habe ich nach einem von mir gewünschten (und bezahlten) Hormontest vor 2 Wochen durchgesetzt, dass ich Testosteron bekomme, nachdem sie gesehen hat, dass mein Wert im Keller ist.
Die “Maschinerie” rund um die Wechseljahre, die in dem Beitrag kritisiert wird und die Arbeit der Influencerinnen, die im Beitrag ins Lächerliche gezogen wird – das alles hört sich für mich nicht besonders empathisch an und irgendwie von oben herab, wenn von “dieser ganzen Mode” oder “von dem Theater um die Wechseljahre” gesprochen wird. Ich gehe davon aus, dass Christiane Rösinger für ihre Arbeit auch Geld bekommt. Wenn Influencerinnen Werbepartnerschaften eingehen, kann ich das verstehen und jeder sollte in der Lage sein, das Wort “Werbung” auf dem Posting zu lesen. Frauen mit Menopauseproblemen werden in dem Beitrag schon fast als “Opfer” dargestellt, die sich unter Druck setzen lassen. Frau Rösinger fordert Solidarität, spricht aber ganz anders. Vielleicht sollte sie mit Frauen sprechen, die die oben genannten Beschwerden haben. (Sabine)
Ich nehme alles dankbar an, was mir an Infos und Empfehlungen zugeflogen kommt
Ich bin 50 – postmenopausal – und mein Fokus liegt ganz klar auf dem Wunsch gesund und fit zu bleiben. Klar ist der Druck da, auch gut und vital aussehen zu wollen – aber den hatte ich schon immer und wird nicht durch Marketing-Strategien der neuen Zielgruppe “Frauen 50+” erzeugt. Im Gegenteil – Ich nehme alles dankbar an, was mir an Infos und Empfehlungen zugeflogen kommt und wäge ab, ob es Sinn macht und helfen könnte. (Mira)
Druck empfinde ich nur, wenn ich ihn mir selbst mache
Ich bin sehr dankbar, dass es für uns die Möglichkeiten gibt, Informationen zu sammeln. Wenn ich da an meine Mutter denke: kürzlich erzählte sie mir, dass sie jahrelang dachte, sie könnte jeden Moment umfallen, weil ihr ständig schwindlig gewesen sei. Die Ärzte stempelten die Beschwerden als psychisch ab, dann hatte sie Angst und sich damit abgefunden, jahrelang. Druck empfinde ich nur wenn ich ihn mir selbst mache. Wenn ich meinen Frieden schließe damit, dass ich nicht jeden Tag den optimalen Lebensstil schaffe, dann bin ich sehr happy. (Heidi)
Der Druck ist vollkommen raus
Ich bin seit kurzem in der Postmenopause und wenn ich schon in den Wechseljahren von Männern diskriminiert wurde, indem ich keine Aufmerksamkeit mehr bekomme habe (z.B. in der Firma bei Wortmeldungen konsequent übersehen wurde) … jetzt hat es eine neue Dimension angenommen. Bei uns in der Firma wird man als ältere Frau schlichtweg von den Vorgesetzten nicht mehr wahrgenommen, ignoriert, wir werden unsichtbar, das ist ein Fakt. Auch im Sozialleben werde ich nicht mehr gesehen, ich bin in der viel erwähnten Unsichtbarkeit gelandet.
Das ist der eigentliche Mist an den Wechseljahren – und es ist nicht jede Frau so gestrickt, dass sie sich Aufmerksamkeit erstreiten oder einfordern will. Mich frustriert das grade zutiefst und es ist ein schleichender Prozess …
Der Druck ist vollkommen raus, den spürte ich in den Wechseljahren noch, weil ich noch etwas gegen das „Verblühen“ angekämpft habe, aber diesen Kampf kann man nicht gewinnen und nun ist gut. Hormone sind weg und Lippenfalten sind da, auf das Äußere bezogen spüre ich überhaupt keinen Druck mehr. Da heißt es jetzt wirklich in eigener „Würde“ altern. Ich fühle mich körperlich, geistig und seelisch sehr wohl! Nur obiges Thema macht mich wütend, ich fühle mich ohnmächtig damit.
Zum Thema Umsatz machen mit den Wechseljahren – zu der ein oder anderen teuren Wundercreme und Nahrungsergänzungsmitteln lasse ich mich immer wieder hinreißen, aber das ist völlig in Ordnung. (Susanne)
Ich habe mir mit 71 noch ein Tattoo stechen lassen
Ich habe meinen alten Frauenarzt gegen eine junge moderne Frauenärztin getauscht und Hormone bekommen. Fühle mich damit sehr wohl. Ich bin jetzt 71, ich betrachte mich als moderne Frau, habe mir im September noch ein Tattoo stechen lassen. Aber alles rausschreien, was ich empfinde und wie ich was machen könnte, das will ich nicht. Ich finde, dass da auch Grenzen überschritten werden. (Inge)
Ich spüre den Druck, den eigenen Weg im Dickicht der Informationen zu finden
Den Druck, jung bleiben zu müssen verspüre ich nicht. Eher den, es selbst in der Hand zu haben, gesund alt zu werden und wie das am besten anzustellen ist. Den eigenen Weg im Dickicht der Informationen zu finden. Was mich hierbei wirklich nervt, ist die große Zahl der selbsternannten Influencerinnen, die ihre subjektiven Erkenntnisse an die Frau bringen und damit Geld verdienen wollen. Da versuchen Beraterinnen mehrwöchige Kurse zu verkaufen, in denen für viel Geld erzählt wird, dass ich Sport machen und fleischlos essen soll! Sowas finde ich ärgerlich. Sie schreien einen an und sagen, wie wir turnen, essen, kochen, putzen, relaxen und denken sollen. Das ist grotesk.
Ich bin bald 60 und unduldsamer, klarer, entschiedener geworden. Was andere von mir denken ist mir meist egal – ich mach mein Ding und übe Selbstfürsorge. (Charlotte)
Ich finde das alles nicht einfach
Es ist gut, dass über das Thema Wechseljahre, Frauengesundheit usw. gesprochen wird und dass es viele Frauen gibt, die aufklären, berichten und dass dadurch “Betroffene” spüren: sie sind nicht allein.
Der Markt, der sich damit auftut, ist nicht unerheblich. Und: er überfordert mich. Zuerst Panikattacken, dann massive Stimmungsschwankungen, jetzt schleichen sich Gelenkschmerzen ein. Über Yoga, Atemtechniken, Lenzettospray begonnen und wieder abgesetzt, Nasenpiercing, neue Brille überleg ich jetzt, was noch alles? Manche sagen, alles kann über die Ernährung geregelt werden, dann andere man muss unbedingt Ergänzungsmittel, Pülverchen täglich nehmen, jeden Tag Kraft- und Ausdauersport sowieso und dann die HRT nicht zu vergessen, damit man das “goldene Fenster” der Prävention nicht verpasst. Ich finde das alles nicht einfach und der Gedanke, wenn ich das alles nicht tue, werde ich dann mit 70 Jahren genauso dement wie meine Oma oder unbeweglich mit Knochenschmerzen wie meine Mutter? Was soll ich tun? Das ist anstrengend. (Kati)
Wir dürfen und können sehr viel, müssen aber nicht alles.
Endlich sprechen wir drüber. Endlich packen wir aus. Reden über unsere Stimmungsschwankungen. Unsere heftigen letzten Menstruationsblutungen. Über unsere Angst davor, gerade jetzt eine Party, ein Geschäft, den Friseur zu betreten. Wir reden über unsere Furcht vor dem, was noch vor uns liegt. Unsere Unsicherheit. Vielleicht die plötzliche Flaute in unserem Liebesleben. Wir verschweigen unsere trockene Vagina nicht mehr, sondern pflegen sie (hoffentlich) wie unser Gesicht. (An dieser Stelle herzlichen Dank für das super-wichtige Thema der letzten Woche!) Wir schimpfen über Brainfog und Herzrasen. Thematisieren endlich diese blöde Schwitzerei. Wir fühlen mit, wenn wir Frauen begegnen, die gerade von ihrem hochroten Kopf überfallen werden. Er überfällt uns immer genau dann, wenn wir es am wenigsten brauchen.
Gut versorgt mit viel mehr Wissen und bioidentischen Hormonen, bin ich mir sicher, jede Frau, die diesen Schatz (das Wissen über die Jahre des Wandels), nicht erst umständlich suchen und heben muss, ist ganz klar im Vorteil. Und das ist wunderbar. Wenn wir an unsere Töchter und die Töchter unserer Freund*innen denken. An die jungen Frauen in unserer Verwandtschaft. In unserem Freundeskreis. In unserem Ort … , dann freue ich mich, dass sie es (hoffentlich) leichter haben werden. Über die Wechseljahre zu sprechen, gleicht einer Revolution.
Den Druck dabei jung zu bleiben, empfinde ich persönlich überhaupt nicht. Wir, jede Frau, die die Zeit des Wechsels und den Wandels erlebt, darf sich nehmen, was zu ihr passt. Wir dürfen uns rauspicken, was wir für richtig und wichtig halten. Was uns jetzt gerade guttut. Jede Frau, die sich hierbei einem neuerlichen Jugendwahn-Druck ausgeliefert fühlt, sollte meiner Meinung nach etwas früher ansetzen. Um sich überhaupt eine eigene Meinung bilden zu können, muss frau erst einmal wissen, welche Möglichkeiten sie hat.
Ich finde, gerade die größer werdende Aufklärung, deine Arbeit, liebe Anke, die Entstigmatisierung der Wechseljahre, gibt uns erst die Entscheidung selbst etwas für uns zu tun, in die Hand. Davor fühlte es sich wie eine Krankheit an. Frauen wurden gezwungen diese Zeit auszuhalten. Sie zu ertragen. Und dabei den Mund zu halten. Still zu leiden. Wenn ich an all die Frauen vor uns denke. Mütter. Tanten. Cousinen. Nachbarinnen. Sie alle mussten stumm ertragen, was sie belastet und teilweise unverstanden gequält hat. All das steht in meinen Augen auf der entgegengesetzten Seite. Entscheidungsfreiheit durch Aufklärung, bedeutet immer Gewinn. Wir dürfen und können sehr viel, müssen aber nicht alles. In meinen Augen fühlt sich Freiheit so an. (Cornelia)