Eine aktuelle Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zeigt, dass die Gendermedizin noch lange nicht im Versorgungsalltag angekommen ist und es Verunsicherung und Missverständnisse zum Begriff gibt. So findet nur jede:r Fünfte, dass die Gesundheitsversorgung sehr gut auf das eigene Geschlecht abgestimmt ist. Lediglich zehn Prozent der Patient:innen werden in ärztlichen Gesprächen zuverlässig immer darauf aufmerksam gemacht, dass es geschlechtsspezifische Gesundheitsfaktoren gibt, Frauen und Männer etwa unterschiedlich auf Medikamente ansprechen oder verschiedene Krankheitssymptome zeigen. Bei 45 Prozent der Patient:innen sind Gender-Aspekte in der Behandlung gar nicht zur Sprache gekommen. Außerdem kennt nicht einmal jede:r Zweite den Begriff Gendermedizin. 20 Prozent können gar nichts mit dem Begriff anfangen und 34 Prozent vermuten dahinter die Diskrepanz zwischen dem biologischen Geschlecht und der Geschlechtsidentität. Entsprechend unsicher sind die Befragten, wenn es um die individuellen Krankheitsrisiken, wie Herzinfarkt- oder Suizidrate unter Frauen und Männern geht.
Da man in der Forschung mittlerweile davon ausgeht, dass etwa 13 bis 15 Prozent der Gesundheit auf Aspekte von Geschlecht und Gender zurückzuführen sind, sollte eine individualisierte Medizin diese Aspekte berücksichtigen. Aber noch immer wird bei Frauen ein Herzinfarkt später diagnostiziert und psychische Erkrankungen werden bei Männern später erkannt. Mit der überwiegenden Orientierung der Forschung am männlichen Geschlecht, sind Gesundheitsgefahren verbunden, die vermeidbar wären.
Die Bundesregierung hat zwar erste Schritte unternommen, um die Gendermedizin zu stärken, es ist aber noch ein weiter Weg bis die geschlechtersensible Medizin konsequent in Lehre und Weiterbildung ankommt und die Geschlechterunterschiede in der Forschung aufgearbeitet werden.