Mit den Wechseljahren wieder im Bundestag

Portrait Anke Sinnigen

Wir haben die Wechseljahre erneut in den Bundestag gebracht! Wir, das sind die Frauen der Kampagne #wirsind9Millionen. Bei der Veranstaltung “Oh Meno, Frauen mittendrin. Warum wir über die Wechseljahre sprechen müssen” waren an die 100 Frauen anwesend, die ein größeres Engagement der Politik für Frauen in den Wechseljahren fordern. Eingeladen hatte Diana Stöcker (CDU), Dorothee Bär, stellv. Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, sprach das Grußwort.

Mit der Veranstaltung im Bundestag wollten wir gemeinsam – fraktionsübergreifend – Politikerinnen über die Situation von Frauen in den Wechseljahren in Deutschland informieren. Es war eine Handvoll Parlamentarier im Saal, vor allem von der Unionsfraktion. Darunter Sepp Müller, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er ist u. a. verantwortlich für die Koordination der Arbeitsgruppe Gesundheit. Außerdem auch Tino Sorge, er ist gesundheitspolitischer Sprecher der CDU. Aber auch Ricarda Lang, Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, war die ganze Zeit dabei. Wir wissen alle, dass es zurzeit viele andere Konflikte und dringende politische Themen gibt – daher haben wir uns sehr darüber gefreut, dass ein paar Bundestagsabgeordnete Interesse an der Gesundheit von Frauen in der Lebensmitte gezeigt haben!

Auf dem Podium saßen: Dr. Katrin Schaudig, Vorsitzende der Deutschen Menopause Gesellschaft, Ildikó von Kürthy, Schriftstellerin, Dr. Sheila de Liz, Gynäkologin sowie Herr Dr. Georg Kippels (MDB), Obmann der Unionsfraktion im Gesundheitsausschuss. Moderiert wurde die Runde von Miriam Stein, Autorin des Buches „Die gereizte Frau“ und Mit-Initiatorin der Kampagne #wirsind9millionen.

Es war schön zu sehen und zu hören, wie sich die Gynäkolog:innen die Bälle zuspielten und beide eine bessere Aufklärung der Patientinnen forderten, aber auch bemängelten, dass die Gynäkolog;innen und Ärzt:innen anderer Fachdisziplinen zu wenig über die Wechseljahre wissen und/oder veraltetes Wissen an ihre Patientinnen weitergeben. Das ist gar nicht böse Absicht, aber die Ärzt:innen lernen praktisch nichts über die hormonellen Veränderungen „Sechs Stunden in sechs Jahren Ausbildung“, so fasste Dr. Katrin Schaudig die Informationen im Studium zusammen. Zudem erhalten Kassenärzt:innen pro Quartal nur 16,89 Euro für die Behandlung einer Frau in den Wechseljahren, da es keine eigene Abrechnungsziffer gibt – und bei dem Betrag bleibt es, egal wie oft eine Frau in die Praxis kommt. Frauen in den Wechseljahren zu betreuen, ist damit wirtschaftlich nicht attraktiv.

Miriam Stein verwies mehrfach auf das Vorbild England: Dort hatte die britische Regierung vergangenes Jahr die erste Women’s health strategy vorgstellt und u. a. eine bessere  Ausbildung des medizinischen Personals gefordert – auch für Disziplinen wie Kardiologie oder Neurologie. Denn Frauen gehen mit ihren Symptomen nicht immer zur Gynäkologin, sondern auch zu Ärzt:innen anderer Fachdisziplinen, weil sie gar nicht die Wechseljahre hinter ihrem Beschwerden vermuten. Außerdem sieht die neue Gesundheitsstrategie mehr Forschungen über den allgemeinen Nutzen einer Hormonersatztherapie, u.a. in Bezug auf Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie den Zusammenhang der vorzeitigen Wechseljahre und der Entwicklung von Alzheimer vor. Auch eine Verbesserung der „Wechseljahre am Arbeitsplatz“ wurde in die Strategie aufgenommen.

Die Veranstaltung im Bundestag zeigt: die Wechseljahre sind politisch

Dr. Georg Kippels (MDB) sieht hier eher die Unternehmen als die Politik in der Pflicht. Diese müssten die Zahlen über die Auswirkungen der Wechseljahre am Arbeitsplatz kennen und würden dann wissen, was zu tun wäre. Dann sie hätten selbst auch ein Interesse daran, die Situation im Sinne der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu verbessern. Ich glaube, das kann nur ein Anfang sein. Zumindest ist angesichts der aktuellen Zahlen über die Situation von berufstätigen Frauen in Deutschland eine klare Unterstützung und Stategie wie die in England gefragt. Denn welches Unternehmen kann es sich angesichts des Fachkräftemangels leisten, Frauen in der Lebensmitte nicht zu unterstützen?!

Im Vorfeld das parlamentarischen Abends hatte es eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion gegeben. Mittlerweile ist die Antwort der Bundesregierung eingetroffen und auch öffentlich einsehbar. Die Stellungnahme ist naturgemäß recht formal und darin heißt es u. a. „Wechseljahre sind keine Krankheit“. Das sind sie vielleicht nicht, aber die hormonellen Veränderungen können dennoch zu krankheitsähnlichen Beschwerden führen, welche die Lebensqualität von Frauen stark einschränken. Eine Schwangerschaft ist auch keine Krankheit, trotzdem werden schwangere Mitarbeiterinnen besonders geschützt.

„Das Klimakterium ist die Klimakrise des weiblichen Körpers“

Ildiko von Kürthy findet es auch problematisch, dass Frauen so schlecht aufgeklärt sind. „Ich dachte, bei Hitzewallungen stelle ich mich ans Fenster und dann geht es mir wieder gut.“ Tatsächlich haben die Beschwerden sie aber eher umgehauen, für sie ist „das Klimakterium die Klimakrise des weiblichen Körpers“. Gut findet sie an den Wechseljahren, dass Frauen sich selbst mehr in den Mittelpunkt stellen. „Ich frage nicht mehr meine Familie, was wollt ihr essen, sondern, worauf habe ich jetzt Hunger?“

Wenn du mehr über die Veranstaltung wissen möchtest, findest du bei Doro von nowshine einen Mitschnitt des parlamentarischen Abends. Und unser Video-Zusammenschnitt zeigt dir, wie Frauen in der Mitte des Lebens den Bundestag erobern…

Was wünschen wir von #wirsind9millionen uns von der Politik?

  • Eine breite Aufklärung für alle Frauen
  • Die Aufnahme von Frauengesundheit mit dem Schwerpunkt Wechseljahre in den Präventionskatalog des Gesundheitsministeriums unter Früherkennung und Vorsorge sowie betriebliche Gesundheitsförderung 
  • Unterstützung für Frauen in den Wechseljahren am Arbeitsplatz
  • Umfangreichere Forschung in Sachen Gendermedizin und Frauengesundheit mit Schwerpunkt auf die Prä- und Perimenopause, die Menopause und die Postmenopause
  • Bessere Ausbildung über die Wechseljahre im Medizinstudium 

Weitere Forderungen und Informationen zur Kampagne findest du hier.

Wir sind gespannt, wie es weitergeht! Natürlich wünschen wir uns eine Debatte im Plenarsaal im Bundestag über die Wechseljahre – man muss ja große Ziele haben! Wir sind optimistisch, dass wir auch das hinbekommen. Einfach, weil die Energie und Solidarität der anwesenden Frauen und von allen Unterstützer:innen der Kampagne #wirsind9millionen so groß und bereichernd ist. Denn auch das hat die Veranstaltung im Bundestag gezeigt: Die Wechseljahre sind keine Nische, sie haben Relevanz und wir sind so viele!

Bis dahin kannst du die Kampagne #wirsind9millionen unterstützen, indem du weiterhin deine Abgeordneten kontaktierst und von diesen eine bessere Unterstützung und Versorgung von Frauen in den Wechseljahren forderst. Wir müssen zusammen trommeln und möglichst laut – nur dann werden wir gehört!

Wertvolle Infos für deine Wechseljahre!

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