Frauen wenden viel Zeit auf, um eine gute Gynäkolog:in für die Wechseljahre zu finden. Das liegt daran, dass die meisten Ärzt:innen andere Schwerpunkte setzen und keine Expert:innen für die Wechseljahre sind: Denn die hormonellen Veränderungen in der zweiten Lebenshälfte finden während des Medizinstudiums so gut wie keine Berücksichtigung. Im Ergebnis sind Frauen in den Wechseljahren unterversorgt und kommen meist unaufgeklärt in die Zeit der hormonellen Veränderungen. Das Startup wexxeljahre will das ändern und hat jetzt die erste Arztsuche für die Wechseljahre gelauncht: Über eine Orts- oder Postleitszahlsuche können Frauen nun auf wexxeljahre.de eine Ärztin und Arzt für die Wechseljahre finden, die oder der u.a. von anderen Frauen empfohlen wurden.
Die Unterversorgung von Frauen in den Wechseljahren bestätigen auch eine umfangreiche Auswertung von Krankenkassendaten sowie eine aktuelle Forsa-Umfrage: 37 % der befragten Frauen teilten mit, sie seien von ihrer Gynäkologin bzw. ihrem Gynäkologen nur unzureichend zum Thema Menopause beraten worden. Jede zweite Frau fühlte sich in Bezug auf Therapien gegen Wechseljahresbeschwerden nicht ausreichend oder gar sehr schlecht von ihrer Ärztin oder Arzt informiert.1 Social Listening Auswertungen von wexxeljahre zeigen zudem, dass viele Frauen mit Symptomen von ihrer Ärztin oder ihrem Arzt immer noch die Antwort erhalten „Da müssen Sie jetzt durch“. Deshalb wechseln Frauen zwischen 40 und Anfang 50 besonders häufig ihre Gynäkolog:in.
So viele Frauen suchen eine Ärztin oder einen Arzt für die Wechseljahre
wexxeljahre setzt sich für eine bessere Versorgung von Frauen in den Wechseljahren ein, indem das Startup Frauen empowert, ihre Gesundheit in den Wechseljahren stärker selbst in die Hand zu nehmen. Nach dem Motto „Frauen unterstützen Frauen“ hat wexxeljahre Frauen aufgerufen, ihre positiven Erfahrungen mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt in den Wechseljahren zu teilen und diese Kontakte in die neue Arztsuche aufgenommen.
„Tatsächlich war es erst mal viel schwieriger als gedacht, diese Adressen zu bekommen“, erzählt Anke Sinnigen, Gründerin von wexxeljahre. „Die Resonanz auf unsere Suche war enorm – aber vor allem haben uns sehr viele Frauen geschrieben, wie toll sie die Idee finden, weil sie schon so lange auf der Suche nach einer guten Gynäkolog:in für die Wechseljahre sind.“ Neben den Tipps von anderen Frauen hat das Team von wexxeljahre daher weitere Ärzt:innen recherchiert, die spezifische Angebote für Frauen in den Wechseljahren machen und/oder beispielsweise in der „Deutschen Menopause Gesellschaft“ organisiert sind. Diese Organisation bietet spezielle fachärztliche Fortbildungen für die Wechseljahre an.
Warum eine gute Ärztin oder ein guter Arzt in den Wechseljahren besonders wichtig ist
Die Wechseljahre sind eine entscheidende Phase im Leben einer Frau, da hier die Weichen für die Gesundheit im Alter gestellt werden. Der Hormonmangel hat nicht nur Folgen für die Fruchtbarkeit, sondern auf den gesamten Körper. So steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose oder Demenz nach der Menopause deutlich an. Daher ist es so wichtig, dass Frauen während dieser Zeit kompetent durch ihre Ärztin oder Arzt in den Wechseljahren beraten werden. Dazu kommt, dass die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen in den letzten Jahrzehnten immer weiter gestiegen ist und zurzeit bei 84 Jahren liegt. Das heißt, dass Frauen mehr als ein Drittel ihres Lebens nach der Menopause verbringen. Berücksichtigt man zusätzlich die Perimenopause, also die Zeit, in der die hormonellen Veränderungen starten und die oft bereits mit Anfang 40 beginnt, ist es sogar die Hälfte ihres Lebens. „Es ist leider immer noch so, dass viele Ärztinnen und Ärzte viel zu wenig über den Einfluss der Hormone nach der reproduktiven Zeit wissen und ihre Patientinnen nicht gut beraten können – und das, obwohl Hormone den Gesundheitszustand von Frauen auch nach dem 50. Lebensjahr stark beeinflussen. Das hat die medizinische Forschung versäumt, aber auch in der Ausbildung von Ärzt:innen finden die Wechseljahre praktisch nicht statt“, so Anke Sinnigen.
Die WHI-Studie prägt bis heute die Ausbildung von Gynäkolog:innen
Vor allem die WHI-Studie, die bisher größte Studien zur Frauengesundheit, prägt bis heute die medizinische Ausbildung und die Ärzt:innen, die Frauen in den Wechseljahren behandeln. Die Studie wurde 2002 abgebrochen, weil die Hormonersatztherapie u.a. ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs und kardiovaskuläre Erkrankungen zeigte. Mittlerweile wurden aber viele Ergebnisse der Studie korrigiert oder relativiert. Trotzdem erhielten 2021 nur 6,2% der erwerbstätigen Frauen eine Hormonersatztherapie – obwohl diese als effektivste Methode zur Behandlung der Beschwerden gilt. Dazu kommt, dass die moderne Hormontherapie mit bioidentischen, also körpereigenen Hormonen, arbeitet und weitere positive Effekte für die Gesundheit von Frauen haben kann. Gerade in Deutschland erfolgt die Verordnung aber immer noch sehr zögerlich. „Wir wünschen uns vor allem eine ausgewogene Beratung für Frauen in den Wechseljahren“, erklärt Anke Sinnigen, „Frauen sollen selbst entscheiden können, welche Maßnahmen sie zur Linderung ihrer Beschwerden als auch für ein gesundes Altern ergreifen möchten.“